Wir

Unsere Forschung hat großen Einfluss

Interview mit Dr. Hubert Henne
Zuchtleiter der BHZP GmbH und Genetik-Experte.

Das BHZP betreibt intensiv Forschung rund um die Schweinezucht und -haltung. Begleitet von renommierten Universitäten, in Kooperationsprojekten oder als Beteiligung an Verbundprojekten (z.B. im Rahmen des Forschungsverbundes FBF, Förderverein Bioökonomieforschung e.V.) führt die Forschungsarbeit des BHZP zu wertvollem Erkenntnisgewinn. Hiervon profitieren Züchter und Landwirte, Tierhaltung und -­gesundheit können nachhaltig langhaltig verbessert werden –einhergehend mit einem Imagegewinn der Branche. 

Herr Dr. Henne, seit wann forscht das BHZP und an wie vielen Projekten hat es sich bislang beteiligt?

Solange es das BHZP gibt, hat es Forschung und Entwicklung betrieben. Das begann mit der Forschung zu Themen wie Kreuzungsversuchen zur Auswahl der besten Linienkombinationen im Zuchtprogramm, Verbesserung der Fleischqualität oder auch der Sanierung von Stressgenen aus Schweinepopulationen (bei Sauen/Ebern), d.h. die genetische Reduzierung der Stressanfälligkeit. Das BHZP war das erste Unternehmen, das eine Pietrain (6er-Linie) komplett stresssaniert hat. Dann bearbeiteten wir Fragestellungen zur Stabilität der Sauen, zum Wachstum, zur Fleischfülle in verschiedenen Projekten. Diese Aspekte sind heute auch noch wichtig, aber der Fokus der letzten Jahre hat sich mehr zu den funktionalen oder nicht hocherblichen Merkmalen verschoben. Jetzt geht es mehr in Richtung Verhaltensforschung bei Sauen, Überlebensfähigkeit, Verlustreduzierung bei Ferkeln. Weitere Themen sind die Verbesserung der Futterverwertung bzw. ressourcenschonender Futtereinsatz, Fütterungsstrategien, die Ebermast und die genetische Beeinflussbarkeit des Geruchs von Ebern. Im Gesundheitsbereich laufen Forschungen zur Lungen- und Darmerreger-Resistenzen. Insgesamt gilt: In Zukunft muss viel in die Forschung & Entwicklung investiert werden, ohne dass sich diese Aufwendungen nachträglich über den Markt sicher refinanzieren lassen.

Ein wachsendes unternehmerisches Risiko …!

Absolut. Deshalb ist es für uns als erfolgreiches Zuchtunternehmen zwingend erforderlich, dass wir Informationen über die gesamte Produktionskette sammeln, Daten über Zucht bis zur Schlachtung bis hin zu Erkenntnissen des Verbrauchermarktes inklusive der politischen Veränderungen und Einflussnahmen. Aber um auf Ihre Eingangsfrage zurückzukommen, es sind sehr viele Projekte, in denen wir aktiv waren oder noch sind.

Nennen Sie uns ein paar Ihrer Forschungsprojekte?

Da ist zum Beispiel FreeSow. Hier geht es um die Integration ethologischer und funktioneller Merkmale in Zuchtprogramme für die Sau von morgen. Oder PigsWithTails, frei übersetzt „Schweine mit Schwanz“, wissenschaftlich formuliert: die Schaffung einer umfassenden Datenbasis und Entwicklung züchterischer Strategien zur nachhaltigen Reduzierung des Schwanzbeißens in der Schweinezucht. Dann sind wir in Verbundprojekte involviert, etwa pigFit, mit dem Projektuntertitel „Molekulargenetische und immunologische Analyse der Überlebensfähigkeit und des postnatalen Wachstums von Ferkeln. Ein weiteres Verbundprojekt befasste sich mit der Untersuchung zu spezifischen Fütterungs- und Haltungskonzepten für die Ebermast zur Minimierung von Geruchsabweichungen am Schlachtkörper durch Androstenon und Skatoe, BoarTaintDown. Diese Liste an Forschungsvorhaben und -beteiligungen lässt sich nahezu beliebig fortführen. Sie sehen: wir sind aktiv.

Sie sagten, das BHZP hat schon immer F&E betrieben. Wie hat sich denn die ­Forschungsarbeit entwickelt?

Das BHZP hat die Forschung personell und finanziell erheblich ausgebaut, die Investitionen in den letzten Jahren mehr als verdoppelt. Allein für die Forschung über die Genomselektion geben wir pro Jahr sechsstellige Beträge aus.

Um derartiges zu leisten, müssen Sie Experten der jeweiligen Fachgebiete „an Bord“ haben. Welche Koryphäen aus Ihrem Hause bringen da z.B. Ihr Wissen in die Forschungsprojekte mit ein und in welchen Bereichen?

Wir haben absolute Spitzenkräfte in der Zucht, namhafte Spezialisten in der (Schweine-) Produktionstechnik/-Besamung, in der Genetik, in der EDV bzw. IT und auch im tierärztlichen Bereich, d.h. Veterinärmediziner. Ich bin der Überzeugung, dass unsere F&E-Abteilung innerhalb unserer Branche zu den besten gehört.

Das erscheint eine große Investition in verbesserte Zucht- und Haltungsbedingungen – wie viel Arbeitszeit, Arbeitskräfte und finanzielle Mittel binden Sie durch Ihre Forschungsarbeit?

Der Aufwand für die F&E im BHZP ist gewaltig. Wenn wir die Basiszucht miteinbeziehen, schätze ich den F&E-Anteil unseres Umsatzes auf ca. 20%.

Eine hohe Investition für die Forschung. Aber meistens werden die Projekte auch von namhaften Instituten wissenschaftlich begleitet. Mit wem arbeitet das BHZP zusammen, wie kann man diese Koopera­tionen charakterisieren?

Im genetischen Bereich arbeiten wir mit renommierten Instituten und Universitäten zusammen. wir haben da ein gutes wissenschaftliches Netzwerk.

Welche Art von Erkenntnissen können aus den Projekten beispielsweise gezogen werden – und welche Bedeutung haben diese für Zucht, Haltung u.ä.?

Im Grunde fußt der Aufbau des gesamten Zuchtprogramms auf Erkenntnissen der F&E-Projekte. Hier haben wir mit unserer F&E wesentliche Merkmale der Wirtschaftlichkeit erforscht und entwickelt und zunehmend auch die funktionalen Merkmale integriert. Die Erkenntnisse aus der Forschungsarbeit münden direkt in die Zuchtarbeit und kommen somit Produzenten und Verbrauchern zugute. Und nach innen betrachtet: Der immense Erkenntnisgewinn und der Wissensschatz aus jahrzehntelanger Forschung sowie das daraus resultierende Know-how sind gewissermaßen das Tafelsilber des BHZP.

Also eine Stärkung der Wettbewerbs­fähigkeit der Betriebe?

Die Wettbewerbsfähigkeit muss sich auf jeden Fall im ökonomischen Erfolg des Einzelbetriebes widerspiegeln. Verbesserungen müssen sich letztlich in den ökologischen, biologischen und ökonomischen Einzelergebnissen oder Betriebsgruppen ausdrücken. Und weil wir das aus unserer Sicht so ist, müssen wir alle leistungstragenden Merkmale im Blick behalten und dürfen nicht einzelne Merkmale überziehen. Die extreme Zucht-Ausrichtung auf Einzelmerkmale geht zulasten der Gesamtrentabilität und Nachhaltigkeit. Das passt nicht zu unserer Philosophie, unser Unternehmensanspruch ist sausolide!

Und wie profitieren letztendlich auch der Tierschutz und der Verbraucherschutz vom Forschungsengagement der BHZP?

Wir hatten bereits über die Forschung zum Thema Schwanzbeißen gesprochen. Hier gehen wir den genetischen Hintergründen nach: Gibt es diese, ja oder nein? Damit leisten wir einen Beitrag zum Tierschutz, auch wenn wir hier aktuell noch nicht die Lösung in der Genetik sehen. Ein weiterer Aspekt im Tierschutz ist: Wir wollen Sauen, die ihre Ferkel selber aufziehen, bei geringen Aufzuchtverlusten, bei gleichmäßigen Geburtsgewichten. Ich gebe Ihnen ein anschauliches Beispiel für aktiven Tierschutz: Was ist sinnvoller: 16 lebend geborene Ferkel anzustreben, bei hinreichender Zitzenzahl, gleichmäßigen Geburtsgewichten und geringen Verlustquoten oder 20 lebend geborene Ferkel, wo die Aufzuchtverluste ansteigen und der Einsatz technischer Ammen unabdingbar ist? Das ist selbsterklärend, ein aktiver Beitrag zum Tierschutz.

Inwiefern haben die Forschungsprojekte der BHZP auch eine internationale Bedeutung?

Unsere wissenschaftlichen Forschungsergebnisse werden in internationalen praxisorientierten Publikationen und Fachzeitschriften veröffentlicht und auf in- und ausländischen Kongressen vorgetragen. Unsere Fachkräfte sind gern gesehene Referenten, im In- und Ausland.

Die BHZP-Projektarbeit zu entscheidenden ­Branchenthemen der Zukunft ist ein außerordentliches Engagement, das hohes Verantwortungsbewusstsein ­widerspiegelt. Welches Image geht mit Ihrer Forschungsarbeit einher? Und was planen Sie an künftigen Forschungsinitiativen bzw. -beteiligungen?

Die Forschungsarbeit des BHZP widmet sich konkreten, aktuell bestehenden und zukünftigen Problemen in der Schweinhaltung, auch den Akzeptanzproblemen. Zur Frage der Forschungsinitiativen: Wir sind bei der Forschung und Genomselektion eng eingebunden in den Förderverein Bioökonomische Forschung (FBF). In diesem Netzwerk können wir unsere Ideen einbringen und so konnten viele Projekte initiiert werden.